Die Vorbereitungen für mein Giro durch Italien waren im Prinzip ;-) schnell erledigt:

Rad umbauen, zerlegen...

... einschachteln, einladen...

... in den Flieger damit (hat übrigens super funktioniert, die Schachtel habe ich beim Radhändler geholt, dann am Flughafen als Großgepäck aufgeben - 55 Euro, fairer Preis der Alitalia)...

...runterfliegen, Schachtel auspacken, Rad wieder zusammenbauen...

... und fertig! (Die Schachtel habe ich übrigens fachgerecht beim Müllkübel entsorgt, siehe Pfeil):

Am ersten Tag war die Fahrleistung nicht sonderlich hoch - 4 km bis zur Unterkunft.

In Reggio di Calabria bin ich dann zwei Tage geblieben, um mir auch ein bisschen was ansehen zu können:

Der Strand bzw. die Gebäude drumherum sehen so aus, als ob Reggio schon bessere Zeiten gehabt hat:

Der Lungomare allerdings ist neu und ist schön gestaltet:

In Sizilien war das Wetter nicht ganz so gut, der Ätna (bzw. dessen Vorgebirge) ist unter dicken Gewitterwolken verborgen.

 

Reggio liegt direkt am Fuß des Montalto und die Straßen Richtung Landesinneres gehen vom Meer gleich steil weg:

Am ersten echten Fahrtag meines Giro war das Wetter dann in Sizilien sehr schön und ich hatte einen guten Blick zum noch schneebedeckten Ätna:

... leider hatte sich das schlechtere Wetter aber genau in die Richtung weiterbewegt, die vor mir lag (beim Funkmast am Bild ist übrigens der östlichste Punkt von Sizilien).

Der Weg hat mich von Reggio der Küste entlang nach Scilla geführt, einem hübschen Örtchen mit schönen Strand direkt im Ort:

Hier lache ich noch, 10 Minuten später musste ich allerdings die erste Regenpause machen (es war übrigens, wie an meiner Jacke zu sehen, auch nicht so warm, wie ich es eigentlich erwartet hatte).

Der Regen hat nicht lange gedauert, so konnte ich bald weiterfahren. Irgendwas ist es dann von der Küste weg ins Landesinnere gegangen, ewig dahin auf kleinen Straßen durch Zitronenhaine mit ihrem unverwechselbaren süßlichen Duft.

Auf diesem Streckenabschnitt waren auf ca. 50 km kein Haus und kein Mensch zu sehen, und nur zwei Autos fuhren an mir vorbei, im Nachhinein bin ich froh, hier keine Panne gehabt zu haben - da hätte ich lange schieben können...

An diesem Tag habe ich mich dann auch einmal komplett verfahren, die Straße war einfach aus, ein Schotterhügel war aufgeschüttet und dahinter war nichts mehr. Ich habe dann improvisiert, der Weg war bald nicht mehr für Tourenfahrer geeignet, sondern eher für Wildschweine:

Kurzfristig war ich etwas verzweifelt, ein Bauer hat mir in der Folge aber erklärt, wie ich wieder auf geregelte Bahnen kommen kann (wie man über die Straße, die ich genommen habe, zum Dorf Maierato kommt, das am Bild zu sehen ist [und wo ich gerne die Bar besucht hätte], weiß ich aber immer noch nicht - und werde ich wohl auch nicht erfahren).

Jedenfalls musste ich nur eine steile Straße runterfahren und dann ca. 150 Höhenmeter wieder hochschieben. Diese Straße war allerdings noch steiler, da hatte ich echt Mühe, das Rad wieder raufzubekommen...

... es ging nun weiter, kurz vor dem Etappenziel war die Straße aber noch einmal abgesperrt, ein vorbeikommender Mann versicherte mir, dass ich mit dem Rad schon weiterkomme:

Das Bidet in der Unterkunft hat mir am Abend gute Dienste beim Reinigen meiner Schuhe geleistet:

Das Wetter im Osten ist dann viel besser geworden, nächstes Etappenziel war Trebisacce, ein netter ruhiger Badeort, wo um diese Jahreszeit allerdings noch alles hochgeklappt war, im Hotel war ich der einzige Gast und die lukullische Ausbeute bestand aus einer Pizza mit Pommes - hat allerdings mit einem Glas Bier nur 5,90 gekostet.

 

Einen kurzen Abschnitt bin ich am nächsten Tag mit dem Bus gefahren, da es an der Küste in einem Teilabschnitt inzwischen nur eine Autobahn gibt, und ich ansonsten 40 km mit 800 Höhenmetern Umweg zu fahren gehabt hätte.

Mein Wunsch, das Fahrrad im Bus mitzunehmen, hat den Fahrer zwar etwas erstaunt, war dann allerdings kein Problem.

Ziel war an diesem Tag Taranto, eine Stadt mit einen großen Hafen (und einer für Radfahrer etwas unangenehmen Anfahrtsstrecke, weil ich dort tatsächlich das Gefühl hatte, auf einer Autobahn zu fahren, was aber, wie mir jemand versichert hat, nicht der Fall ist, da es sich nicht um eine Autostrada, sondern eine Superstrada handelt).

Die Stadt hat mir gut gefallen, wie überall vielleicht etwas viel Verkehr:

 

Die Brücke spannt sich über den Kanal zwischen dem Meer und dem mare piccolo.

Historische Gebäude vermischen sich mit Nachkriegsarchitektur...

... und neueren Gebäuden:

Ein Stadtteil wird offensichtlich eher dem Verfall preisgegeben:

... während das Zentrum renoviert ist und es aussieht wie in Norditalien:

Die Sonne versinkt in Taranto im Hafen:

Weiter ging meine Tour nach Gallipoli, der Streckenabschnitt war sehr schön und gut zum Radfahren geeignet, durch verschlafene Dörfer...

... vorbei an Wander-Schafherden ...

... und den nicht mehr verwendeten Unterständen ihrer Hirten...

... auf Straßen, die mit dem Lineal gezogen worden sind und ich den Autopilot einschalten konnte ... ;-)

... bis zum Etappenziel Gallipoli.

Den Ort hatte ich bis vor Kurzem gar nicht gekannt, aber kurz vor meiner Abreise gabe es in Arte eine Dokumentation (Italien: meine Liebe - sehr sehenswert!) mit einem Bericht über Gallipoli und ich hatte mir gedacht, dass ich da hin will.

 

Der neue Teil der Stadt ist mit einer Brücke mit dem historischen Kern verbunden, diesen kann man fast schon als kitschig bezeichen:

Gegen 17.00 sind die Fischerboot in den Hafen zurückgekommen und das ganze Dorf ist zusammengelaufen, um direkt von den Booten weg Fische und Meeresfrüche zu kaufen.

In Gallipoli habe ich zwei Nächte verbracht, von hier bin ich ohne Gepäck in einer Tagesetappe nach Leuca (und zurück) gefahren, einen Ort, der doch eine exponierte Position auf der italienischen Halbinsel einnimmt - und wo ich immer schon einmal hin wollte:

 

Nach einer Kaffeepause in Santa Maria di Leuca mit seinem großen Leuchtturm

bin ich wieder zurückgefahren Richtung Gallipoli.

Die Gegend erinnert stark an Griechenland, was ob ihrer geografischen Lage natürlich nicht wirklich verwundert.

Im nächste Streckenabschnitt konnte ich Veränderungen der Vegetation feststellen, das eher trockene südliche Land mit den Olivenkulturen wird von saftigen Wiesen und Wäldern abgelöst...

... und irgendwann durchfahre ich einen Abschnitt, in dem ausschließlich Kirschbäume wachsen:

Nächstes großes Ziel war Bari, wo sich mein Ankommen offensichtlich schon herumgesprochen hatte:

Hier habe ich einen Ruhetag gemacht. Es hat sich gelohnt, Bari ist eine sehr schöne Stadt und sicher auch für einen Kurzurlaub geeignet.

Direkt beim Fischmarkt kann man den Männern zusehen, wie sie Kraken mit großer Kraft zigmal auf den Boden schleudern, um deren Fleisch weichzuklopfen:

Von Bari ist es dann weitergegangen, vorbei an der Halbinsel Gargano, wo ich leider aus Zeitgründen wirklich nur vorbeifahren konnte - wie so oft über schnurgerade, endlose und einsame Straßen:

Im Lauf einer Tour durch (Süd-)Italien wird man letztendlich auch etwas abgebrühter, solche Fahrverbote ignoriere ich inzwischen: kurz nachgesehen, die Brücke dahinter ist da, passt, also Rad drübergehoben und schon bin ich weitergefahren...

Ziel war Termoli, eine kleine Stadt, aber überraschend lebendig und hübsch.

Am Strand gilt es, die auf Stangen ins Meer hinausgebauten Fischerhütten zu bewundern...

... und auf der Mole zu spazieren:

 

Nächstes Etappenziel war San Benedetto del Tronto, die Gegend hatte ich mir ganz anders vorgestellt, hügelig, gebirgig, aber eigentlich ist es eher schon wie an der oberen Adria:

 

In westlicher Richtung kann man vom Strand aus in die jetzt noch schneebedeckten Abruzzen sehen:

Und wieder weiter ist mein Giro nach Ancona gegangen, die Stadt hatte ich mir eigentlich anders vorgestellt, irgendwie hat sie aber nichts Gemütliches, obwohl es einige Fotospots gibt:

Aus diesem Grund bin ich schon am nächsten Tag weitergefahren Richtung Rimini, kurz davor, in Cattolica, habe ich dann mein Lager aufgeschlagen.

Hier beginnt dann letztendlich auch das »Obere Adria Look'n'Feel«, nur Hotels, Bars, Restaurants und ausgerichtete Schirme, es ist unglaublich... und zieht sich eigentlich dann bis gegen Grado durch.

Für einen Ruhetag am Strand hatte ich dann doch nicht die Muße, so habe ich einen Abstecher nach San Marino gemacht (und dort auch eine der begehrten RSM-Euro-Münzen herausbekommen :-)

Ein längerer Strandspaziergang ist sich am Abend auch noch ausgegangen, hier ein Bild von den Snacks, die man zu einen Bier serviert bekommt:

Über Rimini bin ich dann nach Cervia weitergefahren, scheint für mich die Netteste der Städte der Rimini-Region zu sein:

Nach einem Mittagessen habe ich kurz vor Ravenna noch einen Abstecher in den »Parco Regionale del Delta del Po« gemacht, da sind die Wege schnell schmäler geworden (im Navi dank Openstreetmap-Karten aber noch vorhanden):

Im Delta del Po waren wir letztes Jahr schon einmal unterwegs, ist eine sehr lohnenswerte Gegend:

... und es gibt auch andere Dinge als Aal zu essen:

Kurze Rast auf der Po-Brücke:

 

Übrigens: diese Engel-Ente war mit von der Partie, war ein Glücksbringer von Regina für mich.

Hier überlegt sie gerade, ob sie eine Runde im Po schwimmen soll oder nicht:

Weiter ging es dann nach Porto Viro, dann ein Abstecher etwas ins Landesinnere nach Adria, immer entlang von Po bzw. Kanälen...

... mit Etappenziel in Chioggia. Dieser Ort ist wirklich ganz besonders und viel netter wie das (natürlich größere) Venedig.

Ein sehr schöner Teil der Tour war dann am nächsten Tag dran. Mit der Fähre von Chioggia nach Pellestrina...

 

... dort dann die ganze Insel entlang...

... bist man zur Fähre nach Lido kommt...

... dort einen kurzen Blick nach Venedig werfen kann (und feststellt, dass wieder einmal gerade ein Kreuzfahrtschiff Richtung Markusplatz unterwegs ist [hierzu ein Filmtipp: Das Venedig Prinzip])...

... dann nocheinmal weiter mit dem Vaporetto nach Punta Sabbioni (und nicht, wie das Navi hier meinte, nach Igoumenitsa)...

... und von dort dann über Lido di Jesolo etwas ins Landesinnere nach Portogruaro. Auch eine sehr nette italienische Kleinstadt, hier immer noch mit schiffbaren Kanälen...

... und einem tatsächlich schiefen Kirchturm:

Nur mehr eine Tagesetappe fehlt nun noch: zuerst weiter durch das (südliche, daher hier flache) Friaul, über den Isonzo (bei dessen Anblick ich immer wieder an die schrecklichen Ereignisse in diesem Gebiet vor 100 Jahren denken muss)...

...zurück zum Meer nach Monfalcone und von dort dann weiter auf der Küstenstrasse nach Duino)

Kurz vor dem Ziel hat das Navi noch einen beachtlichen »Spinner«, von dem Punkt, wo ich gerade bin, führt die Küstenstraße leicht abwärts schön nach Triest, das Navi wollte aber unbedingt, dass ich hier links abbiege (für alle, die die Gegend kennen: das ist die Straße, die ca. 150 Höhenmeter rauf in den Karst Richtung Prepotto führt) und es hat sich auch nicht davon abbringen lassen und mich bis kurz vor Triest zum Wenden aufgefordert.

Und dann die Ankündigung des Ziels:

Der Schlusspunkt meines Giro auf der Molo Audace:

 

Und vorbei waren drei Wochen Abenteuer.

Gefahrene Route:

Noch einige technische Daten:
Gefahrene Kilometer:ca. 1700*)
Gefahrene Höhenmeter:doch einige...*)
*)Anmerkung: ich hatte ein Garmin Edge Touring mit, und es war (nachdem ich die Funktionalität verstanden hatte) auch meistens eingeschalten - es hat (fast immer) auch sehr gute Dienste geleistet... jedenfalls lassen sich genaue Protokolle auslesen, ich bin aber noch zu »italienisiert«, als dass mich diese Exaktheit aktuell wirklich interessiert - Hauptsache, es war toll!
Fahrrad:ich habe dazu mein Mountainbike (ist komfortabler wie mein Rennrad) mit profillosen Reifen bestückt, weiters mit einem Gepäcksträger, auf dem ich in zwei Vaude Seitentaschen mein Gepäck transportiert habe
Gewicht Rad + Gepäck:ca. 25kg
Pannen:nur eine, gleich am ersten Tag hat es mir ein Ventil weggerissen, habe dann gleich zur Sicherheit zwei weitere Ersatzschläuche gekauft, brauchte sie aber nicht mehr
Weinkonsum:ja :-)

Kurzes Fazit:

War eine lässige Geschichte, hat mir richtig Spaß gemacht und ich habe viel Neues gesehen, war auch kein Problem, alleine unterwegs zu sein, vielleicht sogar im Gegenteil ... jedenfalls kann ich mir gut vorstellen, so etwas wieder einmal zu machen.

© 2014 Dietmar Maurer, Graz.